
Krakowiak
Es ist nun nicht eben erfreulich, vom bösen C-Virus ereilt zu werden, wenn man auf Reisen ist und eigentlich andere Pläne hatte. Doch als glückbegabter Mensch findet man stets auch in mistigen Situationen noch Schönes. Wenn man schon eine ansteckende Krankheit mit hohem Fieber, bellendem Husten - nebst dem Gefühl, von mindestens einem Bus überfahren worden zu sein - ertragen muss, kann man doch noch immer auf dem Balkon sitzen und der Liebe zur Straßenbahn frönen. Die ist bei mir nämlich durchaus nicht auf die heimatlichen Exemplare beschränkt.
Während Krakaus neueste Züge mit USB-Anschlüssen, Echtzeit-Ortung, dem Wetterbericht und den aktuellen Luftwerten (für die in einem Talkessel gelegene Stadt ein durchaus wichtiges Thema!) aufwarten können, sind es jedoch vor allem die alten Züge aus der Zeit der Volksrepublik, die es mir angetan haben - hier ein Wagen der Baureihe Konstal 105Na, die seit Mitte der Siebziger Jahre im schlesischen Chorzów gebaut wurden. Schön, die modernen Niederflurwagen mögen praktischer sein, aber mich rührt es jedes Mal, wenn solch ein Renter-Triebwagen um die Ecke rumpelt und sein Anhänger ihm hinterhertaumelt wie ein quengelndes Kind seiner entnervten Mutter. Die Tram quietscht, hält an, - rumms - öffnen sich die Türen, Leute steigen aus, andere Leute steigen ein. Ich halte den Atem an, denn gleich kommt es, dieses rabiate Krachen, dem das geräuschlos-nüchterne Zu-Gleiten der modernen Zugtüren einfach nicht das Wasser reichen kann:
Wradda-BUMM.
Und mit einem Schnaufen - man ist schließlich nicht mehr jung - setzt die Bahn sich wieder in Bewegung.
Weitere Bilder der letzten Zeit gibt es hier...